Bei der Jugendreise in den Tur Abdin begeben sich Jugendliche aus Deutschland und der Schweiz auf eine zehntägige Entdeckungsreise von assyrischen Dörfern und Kirchen, um sich ihrer Wurzeln zu besinnen.
Am ersten Tag haben sie das Kloster Mor Yahkub in Tur d’Izlo und das Dorf Harbtho Harabemishka, die Wasserquelle Maye Hewore und die Kirche Mor Quryaqus in Enhil besichtigt.
Am zweiten Tag haben wir die Innenstadt von Midyat erkundet. Dabei haben wir uns das Kloster Mor Abrohom & Hobil, und die Kirchen Mor Barsaume und Mart Shmuni angeschaut.
Am darauffolgenden Tag waren wir in Nsibin und haben uns die Kirche Mor Yakub angeschaut, sowie die Ruinen der ersten Universität auf der Welt. Darufhin sind wir weitergezogen und haben uns das Kloster Mor Augin angeschaut mit einer atemberaubenden Landschftsaussicht mit Ausblick auf Syrien. Unsere letzte Station an diesem Tag war das Kloster Mor Gabriel. Wir wurden rumgeführt und haben historische Einblicke erhalten.
Der nächste Tag begann mit einem Ausflug in das Dorf Hah. Dort haben wir uns das Kloster Yoldath Aloho angeschaut. Daraufhin ging es weiter nach Beth Qustan, wo die Kirche Mor Eliyo steht. Außerdem sind wir zum Dorf Derkube gefahren, welches vor 17 Jahren von Einheimischen wiederbesiedelt wurde, nachdem es zwangsgeräumt wurde. Als letzte Station sind wir im assyrischen Dorf Zaz gehalten, in dem es heute keine Einwohner*innen mehr gibt. Bei unseren Ausflügen sind wir immer wieder in Austausch mit den Einwohner*innen getreten und den Geistlichen, die uns sehr herzlich empfangen haben und mit uns Einblicke über ihr Leben hier im Tur Abdin geteilt haben. Wir befinden uns inmitten unserer Jugendbegegnung.
Die letzten Tage haben wir weitere unglaubliche Orte besichtigt. An einem Abend haben wir die Feierlichkeit zu Ehren von Mor Sharbel in Midyat besucht und den Abend mit den Einheimischen ausklingen lassen. Wir haben die antike Stadt Dara besichtigt, die lange Zeit begraben lag und einen Blick in die damalige Marienkirche geworfen. Im Anschluss haben wir uns ein ehemaliges Getreidelager angeschaut. Daraufhin sind wir zum Kloster Zafaran gefahren und wurden herzlich vom Bischof Saliba Özmen empfangen. Zu unserer großen Überraschung hat zu dem Zeitpunkt der größte Mensch der Welt Sultan Kösen auch das Kloster besucht. Wir durften diesen Moment mit einem Bild verewigen.
Im Anschluss sind wir in die Innenstadt von Mardin gefahren und haben dort den Abend bei einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant und einer anschließenden Tour durch die Stadt verbacht. Am nächsten Tag hatten wir die Möglichkeit, in die Dörfer unserer Eltern und/oder Großeltern zu fahren. Der Tag war geprägt von besonderen Momenten, in denen wir herzlich empfangen wurden von den Einwohner*innen.
Am darauffolgenden Tag haben wir uns auf einer längeren Fahrt in Richtung der Provinz Dyarbakir begeben. Wir haben uns die sogenannte ‘Grüne Festung’ (Zerzevan Kalesi) angeschaut, auch bekannt als Samachi Castle, eine zerstörte oströmische Burg und eine ehemalige wichtige Militärbasis. Unter dieser Festung wird auch die assyrische Festung ‚Kinabu‘ vermutet, die allerdings laut archäologischer Einschätzung erst innerhalb der nächsten 50-100 Jahren bei der Freilegung der Stätte zum Vorschein treten wird.
Zur Krönung des Tages erfolgte eine Schifffahrt auf dem Tigris bei der Festung Ashurs (Asur Kalesi).
Bei einem längeren Halt durften wir in den Tigris springen und uns vom herrlichen Ausblick treiben lassen. Zum späten Nachmittag haben wir bei einer Wanderung durch die Berge, die in einem Felsen gemeißelte Königsabbildung von Sargon II. erblicken können, welche man nur zur einer bestimmten Tageszeit erkennen kann. Zurück in Midyat haben wir einer Festlichkeit im Hotel beigewohnt und gemeinsam assyrische Lieder bis in die Nacht gesungen. Unter uns befand sich auch der berühmte Sänger Ninib Ablahad Lahdo, dem wir das vom AJM entworfene Musikbuch mit den berühmtesten assyrischen Volksliedern geschenkt haben.
Diese Jugendbegegnung war geprägt voller eindrucksvoller Erlebnisse und neuen Bekanntschaften. Wir haben diverse Einblicke in die Ortschaften und das Leben der Einheimischen in den Dörfern und Städten erhalten dürfen und wurden stets herzlich empfangen.
Auch jene unter uns, die keine Familie mehr im Tur Abdin haben, haben eine Verbundenheit zu dieser Region aufbauen können.
Ein unbeschreibliches Gefühl hat uns während unseres Aufenthalts begleitet und wir haben uns heimisch gefühlt, obwohl der Großteil unter uns zum ersten Mal im Tur Abdin war. Die Gewissheit, dass unsere Vorfahren hier gewohnt haben, hat uns alle nachdenklich gestimmt und ein Heimatgefühl geschaffen, das wir alle miteinander geteilt haben. Wir sind uns alle einig, dass dies nicht unsere letzte Reise in den Tur Abdin war, sondern viel eher der Auftakt von weiteren Besuchen in unsere kulturelle Heimat.
Wir hoffen, dass wir durch unsere Dokumentation auch euch erreichen und dazu motivieren konnten, in den Tur Abdin zu reisen und euch selbst ein Bild von den unzähligen sagenhaften Orten der Region zu machen, die es unbedingt zu entdecken gilt.