Mönchspriester Sefer Aho Bileçen wurde mit dem Vorwurf des Terrorismus zu 25 Monaten Gefängnis verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, Hilfeleistung für Anhänger der PKK geleistet zu haben. Dies ist eine Tatsachenverdrehung sowie schwere Ungerechtigkeit und stellt einen weiteren Angriff auf die Menschenrechte in der Türkei dar. Durch das Recht auf Revision ist davon auszugehen, dass der Fall in höherer Instanz verhandelt wird. Bis dahin bleibt Mönchspriester Aho auf freiem Fuß im Kloster St. Jakob. Aktuell liegt kein Haftbefehl vor.

Wir sind über die Anklage des Mönchspriesters Sefer Aho Bileçen, der das syrisch-orthodoxe Kloster St. Jakob leitet, zutiefst besorgt. Nachdem das Kloster völlig verlassen war, entschloss sich Mönchspriester Aho, dieses wieder aufzubauen und zu beleben, sodass es seit 2013 wieder geöffnet ist. Mit diesem Handeln zeigte er den Assyrer*innen in der Diaspora Möglichkeiten der Wiederbesiedlung und -belebung auf und unterstrich die Wichtigkeit der Herkunftsgebiete.

Mönchspriester Aho wurde beschuldigt, Mitglieder des Militärflügels der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) mit Nahrung und Wasser versorgt zu haben. Er wurde am 16. Januar 2020 offiziell angeklagt, die türkischen Behörden hielten die Informationen jedoch bis zum 8. Februar 2020 zurück. Bileçen wurde am 9. Januar 2020 zusammen mit zwei weiteren Personen im Tur Abdin (Provinz Mardin) im Südosten der Türkei festgenommen. Die ihm vorgeworfenen Taten hat er in Gänze und zu jedem Zeitpunkt bestritten. Assyrische Menschenrechtsaktivist*innen und passive Zivilisten werden ohne Beweise immer wieder mit den Vorwürfen des Terrorismus und Verbindungen zur PKK festgenommen.

Der Tur Abdin ist eine historische assyrische Region im Südosten der Türkei. Es ist derzeit die Heimat von ungefähr 3.000 Assyrer*innen, die verschiedenen kirchlichen Konfessionen, vor allem der syrisch-orthodoxen Kirche, angehören. Eine große Anzahl von Assyrer*innen wurde infolge des Konflikts zwischen der Türkei und der PKK seit den 1980er Jahren zur Auswanderung gezwungen. Die Aktionen der türkischen Behörden und Aktivitäten von PKK-Anhängern haben eine einschüchternde Atmosphäre für die verbleibenden Assyrer*innen geschaffen.

Wir fordern die türkischen Behörden auf, die Verurteilung zu revidieren und alle Anklagepunkte gegen Mönchspriester Sefer Aho Bileçen fallen zu lassen. Das Engagement der Anhänger der PKK in Siedlungsgebieten der Assyrer*innen muss vollkommen eingestellt werden. Sowohl der türkische Staat als auch die PKK-Funktionäre bekunden regelmäßig den Wunsch der Rückkehr der assyrischen Christen in ihre Heimatgebiete. Diese Lippenbekenntnisse werden durch das beidseitige Handeln jedoch völlig untergraben. Stabilität und Sicherheitsgarantien sind essentiell für eine Zukunft der indigenen Bevölkerung in den betroffenen Gebieten.