***AJM Sommerakadamie 2017: Camp Dolabani***

Ein Erfahrungsbericht von Helena Bandir:

„Vom 20.08.2017 bis 27.08.2017 fand dieses Jahr das Camp Dolabani in Himmighausen statt. Jugendliche aus ganz Deutschland sind unter der Leitung des AJM dafür angereist. Das Camp Dolabani wird jährlich vom AJM angeboten und ermöglicht den Teilnehmern ihr Wissen über die assyrische/aramäische Geschichte, die Sprache, die Kultur und die Heimat zu erweitern. Als wir im Camp ankamen wurde ich von der Angst begleitet, dass ich mich vielleicht nicht wohlfühlen werde. Die verging jedoch in den ersten Minuten, als ich herzlich von den alten und neuen Gesichtern, der anderen Teilnehmer, begrüßt wurde. Bereits am ersten Abend wurde mir klar, dass ich mich hier unter den Leuten doch sehr wohl fühlen werde.

Am Montag und Dienstag kam Nineb Lamassu zu uns im Camp, um mit uns über Geschichte, Sprache und Literatur zu sprechen. Durch seine Unterstützung haben alle Teilnehmer ein Gedicht schreiben können. Die Ergebnisse wurden präsentiert – und sie sind wunderschön gewesen. Am Mittwoch sind wir gemeinsam mit einer Organisation namens „Wolkenkratzer“ an das nahe liegende Feld gegangen und haben gemeinsam Sportspiele gespielt. Eines der Spiele hat den Zusammenhalt und das Vertrauen der Gruppe verstärkt, da wir auf die Hilfe der anderen angewiesen waren und es nur gemeinsam meistern konnten. Besondern groß war die Freude dann, als wir es geschafft haben. Am selben Tag sind wir in zwei Gruppen jeweils Klettern und Bogen schießen gegangen. Beim Klettern war man erneut auf die Hilfe der anderen angewiesen, um hochzukommen. Doch gemeinsam – Hand in Hand – haben wir auch das geschafft. Am Donnerstag haben wir viel über die Kirche und die Nation gelernt.

Der AJM hat Kasho Shemun Demir aus Delbrück zu uns eingeladen, um mit uns über Themen, welche uns interessieren, zu diskutieren. Kasho Shemun saß mit uns Jugendlichen zusammen und hat auf all unsere Fragen ehrlich und direkt geantwortet. Durch seine sympathische und humorvolle Art hat er uns alle begeistert und genau diese Art hat dazu geführt, dass wir stundenlang mit ihm saßen und unser Programm sogar verschieben mussten. Am Freitag, unserem vorletzten Tag, sind wir in die Dayro d’ Mor Jakob (Kloster St. Jakob von Sarug) nach Warburg gefahren. Dort wurden wir herzlichst begrüßt und nach dem Gebet zum gemeinsamen Essen mit Mor Philoxenus Matthias Nayis eingeladen. Nach dem Essen wurden wir durch die Dayro geführt und haben viel über ihre Geschichte und Entstehung gelernt. Bevor wir gegangen sind, haben wir Jugendlichen gemeinsam mit seiner Eminenz noch Lieder gesungen und Fotos geschossen. Am Abend haben wir dann den Film „The Promise“ gesehen. Der Film spielt zu Zeiten des Genozids und erzählt das Schicksal eines jungen armenischen Mannes. Der Film hat uns alle sehr berührt. Am Samstag kam Grigo Simsek zu Besuch, Grigo ist einer der Mitgründer des AJM und hat mit uns über den AJM und die ehrenamtliche Arbeit gesprochen. Er hat uns verdeutlicht, was für eine harte Arbeit hinter all dem eigentlich steckt und hat uns den AJM noch mehr schätzen lassen.

Zu unserem Programm gehörten noch die Theater und die Sprach AG. Die Theater AG hat die Woche über einen Sketch vorbereitet, welchen sie am letzten Abend aufgeführt hat, und die Sprach AG hat sich mit aramäischen Basics wie z.B. dem Alphabet beschäftigt. Unsere Freizeit haben wir größtenteils miteinander verbracht, weil wir uns sehr gut verstanden haben und so viel Zeit wie möglich gemeinsam verbringen wollten. Wir haben zusammen Tischtennis/Basketball gespielt, neue Tänze gelernt oder einfach nur geredet. Abends nach dem Abendbrot haben wir alle zusammen Gesellschaftsspiele gespielt, einmal sogar den Geburtstag mehrerer Teilnehmer gefeiert, getanzt oder gesungen. An einigen Abenden haben wir ein Lagerfeuer gemacht, an dem wir bis spät in die Nacht saßen.

Das Camp Dolabani war einer der schönsten Erfahrungen, die wir machen durften. Wir haben viel über unsere Herkunft gelernt, unsere Sprache verbessert, über die alten Geschichten gesprochen, allem voran jedoch ein Stück Identität gefunden. Ich habe mich der Heimat seit langem nicht mehr so nah gefühlt, wie im Camp Dolabani. Wir haben neue Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen, zusammen Tränen gelacht und die gemeinsame Zeit in vollen Zügen genossen. Der Abschied fiel uns allen sehr schwer, weil wir unsere neu gewonnene Familie nicht so schnell (eine Woche war uns nicht genug) verlassen wollten. Wir freuten uns aber während dem Abschied schon sehr darauf, nächstes Jahr wieder ein Teil vom Camp Dolabani sein zu dürfen.

An dieser Stelle ein Riesen großes Dankeschön an den AJM, der uns all das überhaupt ermöglicht hat und an all die Teilnehmer die das Camp Dolabani so unvergesslich gemacht haben.“